Niederdeutsch im Harz

1. Die Sprache und ihre Region

Der Harzer Sprachraum lässt sich in ein von Hochdeutsch geprägtes und ein von Niederdeutsch geprägtes Gebiet unterteilen. Weiterhin ist es sprachgeschichtlich und territorial durch die Ostfälische und die Elbostfälische Mundart (welche auch in der Börde zu finden ist) geteilt. Rund 31% der dort lebenden Bevölkerung besitzt auch heute noch eine aktive niederdeutsche Sprachkompetenz (vgl. Bader 1999, 10).

Geografisch einordnen lässt sich das Harzer Platt in das Gebiet des Nordwestharzes und das nördlich/ südwestliche Harzvorland. Genauer lokalisieren und eingrenzen lässt sich diese niederdeutsche Sprachlandschaft durch die Städte Haldensleben, Aschersleben, Quedlinburg und Wernigerode und der Bode, dem sagenumwobenen Fluss des Harzes.

 

2. Der Gebrauch des Harzer Platts

Der Ursprung des Harzer Niederdeutsch findet sich im Ostfälischen und weist viele Gemeinsamkeiten mit der Mundart auf. Heute lässt sich der Gebrauch vor allem als dialektal geprägte Umgangssprache beschreiben, in der sich auch einige Abweichungen vom ursprünglichen Dialekt wiederfinden lassen.

Im ostfälischen Sprachraum ist für die Lautung charakteristisch:

1. der j-Anlaut bei mit g- anlautenden Wörtern:

<jefallen> für <gefallen>

<jeern> für <gern>

<jiffen> für <geben>

2. die Rundung des Stammvokals bei den Personalpronomen <e> zu <ö>:

öt, öme, öne für 'es, ihm, ihn'

3. Kürzung oder Ausfall tonlanger Vokale vor Konsonant + -er, -el, -en, -ch:

<bette> für <besser>

<leppel> für <Löffel>

<wetten> für <wissen>

<leddich> für <leer>

4. Senkungen der Vokale <i> zu <e> sowie <e> zu <a> vor r + Konsonant auf:

<kerke> für <Kirche>

<barg> für <Berg>

5. Hebungen von <e> zu <i> vor Nasalen: <hinne> für <Henne> und von <a> zu <e> vor

r + Konsonant: <derf> für <darf>

CharakteristischfürdieGrammatikist:

1. Gebrauch spezifischer Personalpronomen us/uns/üsch für 'uns'; im Nordharz allerdings vermehrt die Formen hei, sei, uns, jie/jich

2. keine Unterscheidung von Dativ und Akkusativ; dadurch Bildung eines Einheitskasus des Personalpronomens auf der Grundlage des Akkusativs:

ik/ek, dik/dek, anstatt: mich, dich, euch

3. Besonders im Nordharz erfolgt der Gebrauch der Pronomen mit -e- : mek, dek, sek anstatt: mir, dir

4. Außerdem erfolgt die Bildung des Partizip Perfekts zumeist mit dem Präfix e-:

<emaket> statt <gemacht> oder <gemaket>.

Eine Besonderheit bildet der Elbostfälische Sprachraum um Aschersleben, Halberstadt und Quedlinburg, der besonders unter mitteldeutschem Einfluss steht.

In der Lautung gibt es Differenzierungen, so erfolgt hier kein oder nur ein später Wandel von a zu o vor -ld (halden statt holden für 'halten') und -hd- wird zu -ng- (ungherschiede für 'Unterschiede', hange für 'Hand').

Beispiele der Lexik sind:

  • hinder statt achter ('hinten')

  • von statt van ('von')

  • oder statt edder ('oder')

  • Ostern statt paschen ('Ostern')

Ebenso zeigt die Grammatik einen Einheitsplural der Verben, dessen Endung nicht auf -et sondern -en lautet.

Letzte Änderung: 03.03.2020 - Ansprechpartner: Saskia Luther